Zum Einstieg einer umfangreichen Feldrecherche machen sich Philipp Heinke und Milan Siegers auf den Weg zur Flüchtlingsunterkunft am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Unser Team aus zwei Produktdesignstudenten -das sind wir- und zwei Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikationsstudenten beschäftigt sich mit der Frage, wie man durch Interaktionen zwischen Refugees und Locals beide Seiten einander näher bringen kann.
- 10.30 Treffen: Philipp und Milan am Ubf. “Platz der Luftbrücke”
- 11.00 Begutachtung der Refugee-Unterkunft im Hangar 1-4 (von außen)
umzäunt und gesichert von schroffen Securities wirkt die Speer-Architektur unpenetrierbar
- 11.15 Wir lernen an der Sicherheitsschleuse zwei Frauen Anfang 30 kennen;
Sie stellen sich als gute Schleuser heraus. Die Eine arbeitet bei THF Welcome und eröffnet in dem Komplex am Donnerstag ein Café der Begegnungen. Die Andere bietet vormittags einen Kaffeekoch-Workshop für 5 männliche Geflüchtete an. Zwei von den Geflüchteten sprechen wir zu späterem Zeitpunkt bei einer Zigarettenpause.
- 11.30 Endlich können wir passieren und werden zum neuen Café neben der Kleiderkammer in Hangar 1 begleitet.
Dort kommen wir in Kontakt mit Pierre Golbach. Er ist Leiter der Aktion “Tempelhof Hilft” von THF Welcome. Er meint, es mangele an Helfern in unattraktiven Bereichen, wie der Kleiderkammer. Außerdem würden vor Allem alleinstehende Männer aus mangelnder Empathie zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Während wir im Café erste Eindrücke sammeln, wohnen wir der Abnahme durch den Senat bei. Diese werden von Anwesenden unter vorgehaltener Hand regelmäßig als komplizierte Bürokraten beschimpft.
- 12.20 Interessiert lassen sich die 5 Geflüchteten die Philosophie des Kaffeekochens erklären.
In einer Raucherpause sprechen wir mit zwei Kursteilnehmern namens Mohammed und Faris aus Syrien. Letzterer spricht bereits erste Worte deutsch und versteht auch schon einiges. Die Beiden erklären uns den Weg der Flucht über die Türkei nach Deutschland und sagen, Geflüchtete blieben für gewöhnlich 6 Monate in dem Flughafenkomplex.
- 12.50 Die Security erlaubt uns für 10 Minuten Fotos in der riesigen Halle 1 neben dem Café zu machen.
Die Halle steht - bis auf das Klosystem und drei Quarantene-Zelte - weitestgehend leer. Fotos mit Menschen sollen wir vermeiden.
- 13.15 Pierre ruft für uns eine Helferin der Kampagne “Trialog” an.
Diese sieht es als Aufgabe an die Bedürfnisse der Residents zu erfragen und nach außen zu vermitteln. Wir warten trotz angekündigten 20 Minuten rund anderthalb Stunden aufs Gespräch. Warten, so wird uns erklärt, sei hier Hauptbeschäftigung.
- 14.50 Endlich kommt die Ansprechpartnerin von “Trialog” zu uns.
Sie wirkt interessiert, warnt aber vor zu hochgesteckten Zielen. Priorität der Residents sei es, aus der Unterkunft raus und in Kontakt mit Berlinern zu kommen. Ein Projekt der “Trialog”-Gruppe sei es Partnerschaften zwischen Geflüchteten und “Deutschen” oder Vereinen zu knüpfen. Ein Problem sei, dass die Geflüchteten trotz umfassender Angebote oft zu faul seien, aktiv zu werden. Als Grund gab sie Unregelmäßigkeiten im alltäglichen Leben an. Sie hätte mit ihrem Team schon eine groß angelegte Interessensaufnahmen im Bereich “sportliche Aktivitäten” und “sonstige Interessen” gemacht. Einen Zugriff auf die Daten verweigerte sie uns. Sie versprach allerdings uns die Ergebnisse noch - grob zusammengefasst - zukommen zu lassen. Nach ihren Angaben leben rund 1400 Menschen im Flughafen Tempelhof. Ein Mal im Monat komme Amnesty International vorbei und gebe den Geflüchteten Tipps zu Bürokratie und Integration in Deutschland.
- 15.30 Abschied von dem Flüchtlingsheim Tempelhof.
Später machen wir uns auf den Weg zur Karl-Marx-Staße um mögliche Begegnungsorte für unsere Idee eines Pop-Up Cafés von und mit Geflüchteten ausfindig zu machen. Zum 1. Mai haben wir uns mit dem Konzept bei einem Wettbewerb zum Thema Begegnungen im Bezug auf Flüchtlinge rund um die Karl-Marx-Straße beworben.