Hier sind die anonymisierten und transkribierten Gespräche aus den Breakout Rooms von unserer Online Veranstaltung:
“Achtsamkeit für Anfänger:innen - Kurze Impulse wie Du im Wirbelsturm der aktuellen Zeit standhaft bleibst”
In den Breakout rooms haben wir zwei Hauptfragen gestellt:
1.Wie bewerten Sie die politischen Maßnahmen und Entscheidungen während der Corona-Pandemie in Deutschland
2. Hat der Lockdown Ihrer Meinung nach Männer und Frauen in gleichem Maße betroffen?
Die Namen der Gesprächspartner*innen sind frei erfunden um der Anonymisierung gerecht zu werden.
Ich muss sagen, ich finde es schwierig momentan Es fühlt sich für mich ein bisschen chaotisch an. Einfach weil wir jetzt schon seit November in dieser Lockdown Phase sind. Und ja, ich habe mir eigentlich gedacht okay, vielleicht gibt irgendwie zwei Monate in härteren Lockdown und danach kann man so langsam alles wieder öffnen. Und wenn ich jetzt mitbekomme, dass das Infektion Schutzgesetze geändert werden soll, aber dann auch, dass sich das noch so lange hinzieht, dann versteh ich gerade nicht so, warum man jetzt nicht dann nochmal einmal durchzieht, anstatt über mehrere Wochen all das. Es fühlt sich für mich gerade so ein bisschen halb an, dass es sowas einen selbst im Moment frustriert.
Ja, kann ich mitgehen. Also vor allen Dingen mit dem mit dem gefühlten Chaos kann ich total mitgehen. Das hab ich auch und auch schon die ganze Zeit. Also ich hatte jetzt nicht das Gefühl, dass es irgendwann mal in der Zeit eine wirklich Linie gab, sondern immer dieses wir machen jetzt mal irgendwas relativ ohne darüber nachzudenken und guck mal was da passiert. Also so fühlt sich es an. Und teilweise kann ich die Entscheidungen mitgehen, weil ich sie selber nachvollziehen kann und teilweise aber auch nicht, weil ich es nicht nachvollziehen kann. Also also auch die unterschiedlichen Bundesländer, die dann ganz unterschiedlich reagieren. Eine Stadt wird Modellstadt, die nächste Stadt macht jetzt, also seit gestern ist in Baden-Württemberg mit der Lockdown nach 21 Uhr. Die Maßnahme kann ich jetzt ich jetzt zum Beispiel nicht so nachvollziehen, weil sich jetzt nicht dadurch glaube ich irgendwas sich verändert. Oder im Supermarkt stapeln sich die Leute und nebenan im Geschäft kann man nicht einkaufen gehen, also Klamotten. Also es ist irgendwie so, ja, ich möchte auch, dass was passiert und ich möchte auch mein Bestes tun. Und ich glaube ich auch. Und so ganz kann ich es aber nicht immer nachvollziehen was passiert.
Okay, also ich fand z.B. auch das nur um ein Beispiel zu nennen das Terminshopping in meiner Stadt sehr sinnvoll. Es kamen irgendwie im Laden so höchstens 10 Leute auf vielen hunderten Quadratmetern. Man hatte sich eingetragen mit Name. Man konnte nachverfolgt werden und nebenan bei DM stapeln sich die Leute so ja also und das geht jetzt aber nicht mehr. Aber ich kann weiterhin zum Supermarkt gehen.
Wir haben bei uns viele so kleine Rewe Supermärkte und da kommt man sich schon echt nah. Und ja, da bringt er dann auch länger Zeit, teilweise. Von daher sehe ich das auf jeden Fall ganz genauso.
Auch für Behinderte glaub ich das auch schwer zu verstehen, was gerade abgeht. Also ich kenne jemanden, die sitzt im Rollstuhl und die fühlt sich völlig ausgelockt weil sie in den ganzen Geschäften nicht reinkommt, weil die Regale vor den Türen steht und sie kommt da einfach gar nicht rein, weil sie das mit dem Klick und Meet gar nicht versteht.
Ich finde, es ist sehr schwierig für die, die kein Internet haben, also z.B. meine Eltern haben auch kein Internet. Und die stehen vor Kik und werden rausgeschmissen, weil sie nicht vorher angerufen haben. Sie rufen ja nicht in jedem Geschäft an und sie wollen mal neue neues T-Shirt oder sowas kaufen. Diese Generation wird so dezent ausgebootet oder auch die Fraktion mit den Rollstühlen oder überhaupt generell mit der Behinderung. Find ich jetzt wenigstens.
Das stimmt auf jeden Fall. Ich glaube, da gibt es viele, sehr viele benachteiligte Gruppen. Auf jeden Fall. Ich meine, komm ja eigentlich ja schon zum zweiten Frage, ob unserer Meinung nach eher Männer oder Frauen im gleichen Maße betroffen sind. Da ist es ja auch so, dass total viele Frauen ja auch in sozialen und in Pflegeberufen sind und deshalb glaube ich auch, dass aufnimmt, weil Frauen wesentlich ja da ist, die das wahrscheinlich einfach auch mehr trifft, gerade auch alleinerziehende Frauen.
Home Schooling, den Lehrerersatz, sagen wir es so. Also das kann man ja gar nicht stemmen. Ich hab ja selber Kinder und ich sag dann immer “Kind, aber ich kann das selber nicht so genau”. Man hat das gar nicht mehr auf dem Schirm, was man früher selber gelernt hat und was die jetzt lernen, die lernen das ganz anders, und und man muss irgendwie den Spagat zwischen Einkaufen, Kinder hüten, Homeschooling alles irgendwie. Also da denke ich schon, dass Frauen, wie ihr schon, mehr benachteiligt sind als die Männer, weil die Männer gehen dann aus dem Haus, die Arbeiten, und wir Frauen stehen dann da.
Und dann kommt da ja auch noch die Zunahme von häuslicher Gewalt, die kommt ja auch noch dazu. Das hat man ja auch gesehen, dass die ja auch brutal angestiegen ist.
Ja, das war das, was mir ehrlicherweise von Anfang an Sorgen gemacht hat, weil einfach Frauen und Kinder nach wie vor dem schutzlos dann ausgeliefert sind und die Gewalt geht ja nun mal, das sagen ja Studien auch, zumindest die physische, die psychische vielleicht nicht immer, aber das physische von Männern aus, weil sie halt einfach physisch auch stärker sind. Und wenn dann ich mir noch überlege, dass vielleicht manche Menschen in prekären Wohnverhältnissen wohnen, also vielleicht in wie 4 Personen auf 60 Quadratmeter oder 5 Personen oder keine Ahnung und eh schon vielleicht alles vorher auch vor Corona schon angespannt war in der Familie, dann entlädt sich das jetzt auf die Kinder und Frauen. Also das ist meine Vermutung. Ich weiss es nicht, aber ich krieg ja auch nichts mit. Das ist irgendwie auch so ein Ding dass ich das Gefühl habe, dadurch, dass man nur noch mit seinen Freunden online in Kontakt ist, kriegt man eigentlich von der anderen Welt, also auch von Menschen mit, von denen ich sonst ein bisschen was mitgekriegt habe, krieg ich gar nichts mehr mit, weil ich halt nicht mehr im Kontakt bin.
Ja, gerade die sozial schwachen, die haben es ja auch nicht gerade leichter. Wir haben ja die Ausgaben mit den Masken, mit den Schnelltests, wenn wir Pech haben, aber die haben echt ein Problem. Also die die die haben ja mehr Mine als einnehmen, auf Deutsch gesagt. Ich kann ja nicht mal arbeiten, weil sie selber sozial schwach sind, oder beziehen das Geld vom Amt und das geht einfach dann drauf für den ganzen Masken. Also wir haben welche geschickt bekommen, da sind dann 5 Stück drin. Aber wenn man eine Familie nimmt, da müsste jeder eigentlich 5-6 Stück oder 10 Stück kriegen, aber nicht abgezähltes Gut auf Deutsch gesagt, dann aber trotzdem noch mehr bestellen müssen.
Ich hab auch Angst, dass das irgendwann, also ja ich übertreibe vielleicht, zum dritten Weltkrieg kommt oder so, weil wir so auf die Barrikaden gehen wie in den USA mit dem Kapitol, und dann haben wir langsam ein Problem. Oder dass das Gesundheitssystem auch zusammenfällt, weil wir diese Drainage irgendwann aufmachen müssen. Also da hab ich ein bisschen Angst vor.
Ich will das jetzt auch nicht verteufeln oder sowas, aber ich bin ja auch trotz Krankheit noch ein bisschen angeschlagen, vielleicht hab ich deswegen auch diese große Angst, aber man sieht auch einfach das Umfeld, für das alles kaputt geht oder wie das hier in der Stadt kaputt geht, mit den Geschäften.
Die Folgen sind ja einfach echt nicht abzusehen, für keinen von uns. Ich meine wir wissen halt nicht was das wirtschaftlich für Folgen haben wird noch in den nächsten 10 Jahren. Also im Endeffekt ist das nicht abzusehen oder eben auch für Kinder, die jetzt gerade heranwachsen. Ich mache mir ein bisschen weniger Sorgen um die Bildung, weil ich selber durch ein Austauschjahr weiß, dass man auch mal eine Stufe überspringen kann, auch ohne Probleme. Aber ich mache mir so um die soziale Bildung der Kinder sorgen.
Das auf jeden Fall. Eine Freundin von mir, die arbeitet als Sozialpädagogin, sie ist im Referendariat, und die haben auch viele Schulkinder, die auch in Flüchtlingsheimen wohnen. Und sie meinte, dass sie gerade an die gar nicht rankommen. Die haben kein Internet, kein WLAN und die kommen gerade einfach nicht an die Kinder ran, können bei denen auch kein Homeschooling machen. Das und das ist ja auch total schlimm für die Kinder, die eigentlich auch dann hier sind, um sich jetzt zu integrieren und Deutsch zu lernen, dass die auf so engem Raum wohnen und man trotzdem ihnen nicht mal mehr die Bildung anbieten kann.
Ein grosser Boomerang den, die die Politik gemacht hat, auf Deutsch gesagt. Also ich hab letztes Mal auch, ich glaube es war bei Galileo, das was ihr gerade gesagt habt, dass die Integrationskinder natürlich überhaupt nicht lernen können, weil sie auch keinen Laptop dafür haben, wenn sie WLAN hätten. Ja, ich weiß gar nicht, was das genau für ein Institut war, Arche oder irgendwie sowas. Da haben sie auch so ne Tüte in die Hand gedrückt haben, so wie macht man jetzt da zusammen, wenn wir einen Laptop stellen, zusammen einfach ein Kuchen oder ein Brot oder keine Ahnung was, habt ihr auch irgendwie noch, da mit integriert werden und nicht ganz alleine in der Ecke stehen. Also das fand ich sehr schön, was sie da gemacht haben. Aber das ist halt ja schwierig, wenn man eigentlich bedenkt, dass nicht alle sich das so leisten können mit Laptop, WLAN etc. pp.
Ich denke mir dann auch immer auch selbst natürlich benachteiligte Familien, aber selbst Familien, die vielleicht einigermaßen gut verdienen, die haben ja jetzt, wenn die drei Kinder haben, die haben ja auch nicht für jedes Kind einen Laptop. Also ja, und dann natürlich noch für sozial schwächere Familien. Wie soll das denn funktionieren, dass Kinder gleichzeitig alle drei jeden Tag Homeschooling machen?
Gleichzeitig können die nicht. Die haben da irgendwo gezeigt, dass sie das echt aufteilen. Der eine ist von 8-10 und der andere von 10-12, der andere von 12-14 Uhr oder so. Ich sag da jetzt mal eine Zahl, aber so ungefähr wird man es wahrscheinlich dann machen. Also mein Sohn fängt um um halb sieben, halb acht Homeschooling an, ist bis 10 Uhr dann im Internet, und dann macht er die Hausaufgaben und die nächsten gehen dann glaub ich auch, so wie ich das verstanden habe, dann nochmal nachmittags zu der nächsten Gruppe oder zu der nächsten Klasse, um da weiterzumachen. Also das ist glaub ich echt so ein strukturierter Tagesplan.
Zur Frage, wie Frauen und Männer, wie unterschiedlich der Lockdown sie trifft. Mein Gefühl ist halt, dass sie es nicht sagen kann, weil ich den Kontakt verloren habe zu Menschen außerhalb meiner Bubble und innerhalb meiner Bubble würde ich da jetzt nicht sagen, dass es ein großer Unterschied zwischen Frauen und Männern ist.