Ausreichend Sport und gesunde Ernährung helfen bekanntlich das Wohlbefinden zu verbessern. Aber reicht das allein wirklich aus? Welchen Einfluss haben Hobbies, die Lieblingsserie und der Austausch innerhalb der Gemeinschaft? Welchen Einfluss hat der „Beruf“ Influencer“ auf unser Well-Being? Und sollte es ein neues Lehrfach mit dem Namen “a-sozial media” an unseren Schulen geben?
Fangen wir mal mit einer generellen Frage zum Thema Well-Being an: Wie bleibst Du gesund bzw. hältst Dich gesund - sowohl physisch als auch psychisch?
Auch ich komme jetzt mit den Standardantworten “ausreichend Bewegung” und “gesunde Ernährung”. Die sind natürlich das A & O. Aber nicht alle haben ausreichend Bewegung aufgrund der Arbeitssituation. Andere wiederum haben zu viel Bewegung aufgrund eines anstrengenden Knochenjobs, hier muss die Balance gefunden werden. Wer die Hausarbeit regelmäßig erledigt hat schon mal die halbe Miete drin. Saugen, Kehren, Wischen - alles Bewegungen die man in den Alltag einbauen kann und sogar muss, wenn man Ordnung zu Hause haben will. Die Ordnung im Haus ist auch ein ganz wichtiger Gesundheitsfaktor. Mir gelingt das auch nicht wirklich immer, denn ich neige doch eher zum ästhetischen Chaos. Aber auch wer sich eher gern verzettelt kann eine gewisse Grundordnung schaffen und vor allem eine saubere Umgebung aufrecht erhalten. Da haben wir den Wohlfühlfaktor, der ganz viel zu meiner persönlichen Gesundheit beiträgt. Wer aufgrund eines Bürojobs nicht genug Bewegung bekommt, und es nicht allzu weit hat, sollte darüber nachdenken, sein Auto stehen zu lassen und per pedes oder Bike zur Arbeit fahren. Das hat dann auch noch einen netten Nebeneffekt für die Umwelt.
Auch die strikt gesunde Ernährung, die allerorten gepredigt wird, kann ich nicht immer vorweisen. Es fängt ja schon damit an herauszufinden, was wirklich gesund ist. Zig Ratgeber erzählen alle das konträr gegenteilige und neue Erkenntnisse überschlagen sich jährlich. Gut ist womit man sich gut fühlt. Der Körper gibt mit dem Appetit das Bedürfnis vor, und mit dem liegt man meist richtig. In der Konsumgesellschaft in der wir uns befinden, ist alles immer und jederzeit verfügbar, selbst in einer Krise wie wir sie derzeit erleben. Durch das Überangebot an Lebensmitteln sind wir grundsätzlich alle schon mal bestens mit allem versorgt was wir brauchen. Ganz verzichte ich eigentlich nur auf Fertigprodukte und zu viel Zucker. Der Garten kann viel gutes Essen liefern aber auch hier gilt : erstmal einen Garten haben. Und als zweites gilt: den grünen Daumen, die Zeit und die Lust haben, dort auch etwas anzubauen. Leichter gesagt als getan. Angefangen habe ich selber mit Balkonpflanzen, das schaffst du auch als Student. Dann ein Upgrade zum Kleingarten. Etwas schöneres kann ich mir fürs Stadtleben kaum vorstellen, als einen kleinen Schrebergarten und kann dies auch sehr weiterempfehlen.
Viel wichtiger für das allgemeine Wohlbefinden ist das Glücklich sein. Wenn es psychisch stimmt, ist es mit der Physis meist auch ganz in Ordnung. Daher ist dies die Grundlage VOR allen Ratschlägen bis hin zu Ge - und gar Verboten. Wenn das Ganze nur noch in Zwang ausartet von wegen “du musst heute noch x km laufen”; “du darfst keine Schokolade mehr essen”; “du musst dies und das”, dann hat das ganze komplett seinen Zweck und Wirkung verfehlt, weil unter Druck Stress entsteht und dieser Stress wirkt diametral auf das Well-Being. Genug Schlaf und eine wenn auch noch so kurze Portion Entspannung am Tag, kann ich auch nicht oft genug betonen.
Welche speziellen Angebote gibt es hier?
Meditationen werden oft genannt, ohne die tatsächliche Bedeutung zu kennen. Ich bezweifle dass der Großteil, der zu Hause oder auf irgendwelchen Seminaren sogenannte “Meditationen” durchführt, erstens weiß was sich hinter dem Begriff verbirgt und zweitens sie auch korrekt durchführt. Zunächst müsste man erst mal alles komplett löschen was mit “Meditationsvideos”, “Begleitungen”, “gesprochenen Meditationen” bezeichnet wird. Denn das sind keine Meditationen. Diese erfordert absolute Stille und mit Stille meine ich auch diese Stille. Geeignete Leiter einer solchen Meditation kann man in entsprechenden Klöstern finden, ganz sicher aber nicht auf YouTube. Alles andere sind allenfalls Spa und Entspannungsübungen, die sicher durchaus dem ein oder anderen helfen sich zu entspannen. Meines Erachtens reicht auch einfach die Lieblingsserie einzuschalten oder die neueste Folge “Dschungelcamp” um sich abends maximal zu entspannen. Dann kann man nämlich das Gehirn abschalten und sich berieseln lassen. Viele Menschen machen das intuitiv, weil sie merken, dass es sie entspannt.
Tanzen ist mein sportlicher Ausgleich. Vor allem deshalb, weil man hier immer wieder seinen Kopf und seine Kreativität benutzen muss und das ist mir besonders wichtig. Nur auf dem Stepper sitzen ist mir persönlich zu langweilig. Genauso sieht es mit Laufen aus. Joggen geht für mich zum Beispiel gar nicht, ich muss und will meine Umgebung wahrnehmen. Ausgedehntes Wandern oder Spazieren ist hier das Mittel der Wahl. Ein Schlüssel steckt darin, eine lästige Alltagspflicht mit etwas aktivem, gesundheitsförderndem zu verbinden. Ein Beispiel wäre eben der Spaziergang zum Laden, zur Arbeit, zum Doc.
Übertrieben wichtig fürs Well-Being halte ich: Mindestens ein Hobby sollte jeder für sich finden. Auch nicht davor scheuen, ein Hobby auch aufzugeben weil es nix mehr ist. Die Hobbys, die naturgemäß Dinge sind die Spaß machen, integriere ich auch immer irgendwie in meinen Alltag. Ich halte Hobbys tatsächlich für wichtiger als irgendwelche Meditationsübungen. Der Austausch mit anderen im und über das Hobby ist hier auch ein ganz wichtiger Punkt, der oft komplett vergessen wird. Dabei ist gerade die Gemeinschaft in der man sich mit Gleichgesinnten wiederfindet der Spiegel, welcher das Wohlbefinden zurückwirft.
Worin findest Du den Ausgleich zur Arbeit? Stichwort: Work-Life-Balance. Wie ist Dein Zeitmanagement?
Mein Zeitmanagement ist mit der Zeit und Erfahrung erst besser geworden. Dein Körper gibt dir eigentlich genug Signale und zeigt Dir “hier geht’s jetzt nicht mehr weiter”. Darauf achte ich und ziehe die Notbremse, wenn es zu viel wird. Vor allem in jüngeren Jahren mutet man sich und seinem Körper immer sehr viel zu, bekommt oft viel zu spät erst mit, dass sich übernommen wurde. Die Folgen sind bekannt: Burnout, Krankheiten, Depression. Diese Muster können sich auch einschleichen, wenn man sich erst mal an einen gewissen Lifestyle gewöhnt hat oder sich einem Druck von außen unterwirft. Sehr oft hab ich selbstständig freiberuflich gearbeitet. Da ging es besonders schnell, dass ich gar nicht merkte wie lange ich schon arbeitete. Allerdings sehe ich das für mich persönlich als positiven Stress. Die Arbeit macht mir so viel Spaß, dass ich gern länger dran bleibe.
Mein Tipp hier: Wenn man merkt es wird zu viel, sollte man das auch beim Chef ansprechen und es nicht für sich behalten.
Fühlst Du Dich manchmal von der Gesellschaft unter Druck gesetzt?
Ich selber schon länger nicht mehr, da ich mich einfach nicht mehr unter Druck setzen lasse. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Um am Ball zu bleiben wird ja heutzutage gefordert ständig erreichbar zu sein, Stichwort Smartphone. Das zieht sich vom privaten bis in den beruflichen Bereich. Ein völlig neuer Marketing Job ist daraus sogar entstanden, der des “Influencers”. Der “Influencer” der im Grunde sich und sein Leben als Werbeplakat zur Verfügung stellt, suggeriert dem Verbraucher, dass sein ganzes Leben online stattfinden muss, dass jeder Moment geteilt und geliked werden muss. Er zeigt auch, dass 24/7 Verfügbarkeit erfolgreich macht und zu tollen Reisen, Luxus, Boni führt. Letztendlich entsteht das Bild, dass man sein Privatleben nicht nur teilen, sondern kommerzialisieren muss um vermeintlichen vor allem finanziellen Erfolg zu haben. Für den Influencer gibt es gar keine Work life balance mehr. Denn sein life ist work und umgekehrt. Zu “sich anpassen müssen” passt dieses Influencer-Beispiel auch sehr gut. Denn die User an den Endgeräten sind schnell der Meinung sich dem anpassen zu müssen, was der Mensch in der bunten App sagt. Der Titel “Influencer” aus dem Englischen “Beeinflusser” sagt ja schon alles. Tatsächlich funktioniert dieses Konzept hervorragend durch die nonstop Verfügbarkeit der neuen Medien. Selbst ins Bett nimmt man sein Handy und surft. Die vor allem jüngeren Leute merken gar nicht mehr, wie sie eigentlich permanent beeinflusst und dadurch unter Druck gesetzt werden. “Ich muss heute noch ein Foto, eine Story, ein Video hochladen”. Möglichst sollte die Person auch perfekt gestylt aussehen und das Foto eine Art von Luxus zur Schau stellen, die durch den Influencer suggeriert wird. Mal einen Tag nichts posten, für viele schon ein Ding der Unmöglichkeit “was sollen die Leute denken?”. Der eigentliche Luxus, der all diesen Menschen abhanden kommt, ist ihre Lebenszeit. Das werden sie nur leider viel zu spät merken. Die Influencer rufen tatsächlich auch zu direkten “Challenges” auf : “poste xy Bild zu xy Thema”. Wer nicht mitmacht ist automatisch ausgeschlossen von der “community”. Eine Schein Community, da es im Grunde nur “Follower”, sprich deutsch “Gefolgsleute” des jeweiligen Influencers sind. Wer bei dem ganzen Mist nicht mitmachen will wird von der “Gefolgschaft” der Influencers ausgeschlossen, wer sich kritisch äußert bekommt Eier und Tomaten vom Mob in Form eines Shitstorms. Insofern ist der Druck heute um ein vielfaches stärker und subtil tatsächlich in jeder Sekunde des Lebens angekommen. Sogar in der bisher unangetasteten Privatsphäre kann man dem nicht mehr entfliehen. Da muss dringend etwas passieren, auf jeden Fall als allererstes ein neues Unterrichtsfach an den Schulen flächendeckend. Aber da fängt es ja schon an, da hapert es an Personal denn ein Lehrfach “a-sozial media” wie ich es gern nenne, gibt es noch nicht. Der tatsächlich einzige Weg heraus, wäre das Ziehen des Steckers. Zumindest Smartphones sollten längere Zeiten hinweg komplett abgeschaltet werden. Als Anfang.
Inwieweit hat Corona Dein Well-Being beeinflusst?
Abgesehen von den allgemeinen Unsicherheiten hat mich das C-Thema im Kurzzeit Modus positiv und auf lange Sicht eher negativ beeinflusst. Je länger es sich hinzieht, desto schlimmer wird es. Das permanente erzwungene Getrennt-Sein vom Sozialen Umfeld ist in keinster Weise gesund und meiner Meinung nach großes Gift für das Immunsystem. Ich sprach bereits den Zusammenhang von psychischer und physischer Gesundheit an. Es hat auf jeden Fall sehr viele, auch gesundheitlich positive wirksame Aspekte, sich eremiten artig zu isolieren und auch einmal längere Zeit allein zu sein. Das Alleinsein an sich sollte einem Menschen nichts ausmachen. Trotzdem sollte dies alles zu seiner Zeit und aus eigenem Wunsch heraus passieren. Eine erzwungene Isolation muss auch ein Ende haben. Die permanente Abkopplung vom sozialen Leben, sind auf Dauer total gegen die Natur des Menschen.
Als positiven Aspekt könnte man zum Beispiel nennen, dass viel Zeit für Projekte da war die bis dato liegen geblieben sind. Endlich neue Ideen und Konzepte für Projekte wie zum Beispiel Online Workshops umsetzen. Diese hatte ich bis dahin nicht auf dem Schirm, da ich alle meine Workshops bisher in Persona durchgeführt habe. Daher sind jetzt einige Online-Workshops zum Thema Kunst und Well-Being in der Mache. Für Kids, Teens und Erwachsene, die ich nach und nach veröffentlichen werde.
Auf was freust Du Dich am meisten, wenn Corona vorbei ist?
Freunde und Familie Treffen. Anders werden sollte auf jeden Fall der Blick aufs Gesundheitswesen, das Konzept Altenheim und das Thema Bildung sollten näher betrachtet und verbessert werden. Hier muss auf jeden Fall vieles anders werden. Meinen Beitrag zum Thema Kunst und Kreativ, sowie Well-Being leiste ich in Form von den von mir erarbeiteten Workshops, die es aufgrund von Corona derzeit nur Online gibt. Geplant sind Workshops zum Jahreskreislauf, Achtsamkeit, Kreativer Ausdruck, Krafttiere und Natur, Traumreisen. Für nähere Infos wann welcher Kurs veröffentlicht wird, mich einfach hier anschreiben. Wer in meinen bereits veröffentlichten Online Kursen vorbei schauen will kann das gerne hier tun.