Ich habe auch im Bekanntenkreis einige Männer, die wirklich darunter leiden, dass sie abends nicht mehr ihr Bier trinken gehen können und sich mit ihren Kumpels treffen. Aber ich habe gerade beruflich sehr viele Mädels in meinem Team, die gerade sehr darunter leiden, dass sie ihre Arbeit nicht so planen können, wie sie wollen, weil sie die Kinder daheim haben. Da bleibt doch im Vergleich relativ viel einfach an den Frauen hängen. Daher denke ich, dass das Thema schon echt eher mehr die Frauen betrifft. Bei uns daheim würde ich sagen ist es 50-50. Wir haben keine Kinder. Wir haben zwei, sogar zwei Wohnungen, wir können uns auch zum Arbeiten zurückziehen. Daher ist das echt ein Luxus.
Ich kann vielleicht nur eine kleine Anekdote beisteuern. Ich bin im, also im akademischen Bereich tätig und mit dem Beginn des Lockdowns, gab es so diese positive Welle, vor allem männliche Akademiker, die sagten:" Ach, endlich kann ich meine Bücher fertig schreiben, endlich kann ich meine Artikel alle fertigstellen. Und ich glaube, es gibt inzwischen sogar Studien, die belegen, dass viele männliche Akademiker sehr viel mehr publiziert haben in 2020 oder zumindest viel mehr Zeit darauf verbringen können, während das für Frauen in Academia überhaupt nicht der Fall war. Also es scheint schon so diesen Rückfall in so gewisse traditionelle Geschlechterrollen zu geben, zumindest in einigen Teilen der Bevölkerung.
Ich bin total ich sag mal angepisst schon fast von der ganzen Situation, weil ich einfach das Gefühl habe, dass unsere Politiker seit einem Jahr wissen was Fakt ist. Die Kriegen von zig Virologen gesagt, immer wieder angemahnt und es passiert gefühlt nichts außer schnelle Maßnahmen. Ja, wir machen mal einen Lockdown, wir machen mal Lockdown, wir müssen die Zahlen runter kriegen, wir müssen die Zahlen runter kriegen. Und ganz ehrlich, wenn ich ständig nur meinem Chef erzählen würde, ich müsste mal dies und ich müsste mal das, dann hätte ich ein echtes Problem. Und das nervt mich gerade so unendlich, weil man hat überhaupt keine Planungssicherheit. Sonst hab ich Arbeitspläne im Einzelhandel für drei Monate im Voraus schon fertig gemacht und im Moment ist es so, dass ich heute den Plan für die nächste Woche mache und dann trotzdem noch nicht genau weiß, ob der überhaupt so eingehalten werden kann. Das ist einfach nur nervig ohne Ende. Nicht zufriedenstellend.
Also erst mal Gabi kann ich total verstehen, aber ich fand den Einwurf von Nicol glaub ich über den Chat auch sehr gut zu sagen, dass man die Diskussion auch mehr in die Richtung lenken kann. Wie sieht eigentlich das nächste Jahr aus, das wahrscheinlich immer noch durch Corona geprägt ist? Selbst wenn viele Menschen geimpft sind, wird es wahrscheinlich noch ein Jahr dauern. Gehe ich auch mal davon aus, dass wir jetzt so back to normal sind und dass man vielleicht mehr wieder positive Zukunftsszenarien kreiert und darüber redet. Okay, wie sind Maßnahmen möglich, wenn wir erst gewisse Zahlen erreicht haben oder so, dass man auch etwas hat, worauf man sich wieder freuen kann und wo man ja vielleicht auch mehr Anregungen gibt, wie soziales Leben oder kulturelles Leben auch online aussehen kann. Wie das passiert oder positive Beispiele vielleicht aus anderen Ländern teilen. Und ja, ich glaube wir haben gerade so ein bisschen so diese Durchhalteparole, in der sich nichts verändert. Und so positive Beispiele mit rein zu geben und Zukunftsausblick wäre auch etwas, was ich sehr positiv fände.
Ja, ich sehe es ein bisschen ähnlich. Man halt gerade keine Ziele. Man kann keinen Urlaub planen oder Ich sehe zumindest nicht ein momentan einen Urlaub zu planen, mich drauf freuen und daher funktioniert es dann doch nicht. So diese Ziele fehlen und was mir halt auch persönlich, gut es geht jetzt nicht mehr um Politik, aber mir fehlen leider auch einfach so die Eindrücke, auch wenn ich mich dann mit jemandem unterhalte; wenn ich morgens mit der Bahn ins Büro fahr und ich seh da 1000 Leute. Schau in den Geschäften was es da so neues gibt, keine Ahnung, Dann hat man halt auch so Bilder im Kopf und hat halt auch was zu erzählen, hat Leute getroffen, hat sich ausgetauscht, auch zufällig. Und im Moment passiert dann alles nur so geplant. Also man hat irgendwie keine Zufallsbegegnungen, auch wenn ich dann mit einer Freundin telefoniere oder so, man hört irgendwie immer nur das gleiche. Und da finde ich es auch so ein bisschen schwierig, wenn da von der Politik gar keine Signale kommen, so in Hinblick auf, ja kommt wieder was, oder so in die Richtung.
Wie nehmt ihr denn den Unterschied von letztem Jahr Lockdown und diesem Jahr Lockdown wahr? Nehmt ihr da einen Unterschied wahr?
Also ich finde ihn sehr, sehr unterschiedlich. Letztes Jahr im April war das ja eigentlich so als Sprint gedacht, dass man dann auch einen wirklich harten Lockdown hatte. Es haben sich meiner Meinung nach ziemlich viele Menschen sehr gut daran gehalten und man hat aber auch so vor Augen Okay, das wird jetzt ein Monat, vielleicht zwei so sein und dann haben wir das geschafft. Und jetzt seit November eigentlich zieht es sich ja so und man hat das Gefühl, dass es eben immer noch kein harter Lockdown. Viele Menschen sind seitdem im Homeoffice und isolieren sich. Für andere ist es praktisch gar nicht umgesetzt, weil es eben nicht alle Branchen betrifft, nicht alle Gebiete betrifft. Ich glaube, da ist es auch so ein fast unfaires Verhältnis oder ein nicht nachvollziehbares Verhältnis. Warum dann eben auf der einen Seite das so stark ist, auf der anderen Seite nicht und dann sich das auch nicht in Zahlen ausdrückt. Also ich glaube, ein hätte fände schwierig, aber irgendwie fehlte mir da so ein bisschen die Konsequenz und ich glaube für mich ist das jetzt durch Homeoffice irgendwie, ich weiß nicht 4-5 Monate schon zuhause und eigentlich eine Lockdown Situation und gleichzeitig hab ich meine Schwester die im Corporate arbeitet, die immer noch nicht ins Homeoffice, sondern im Großraumbüro geht, wo sie jetzt Schichten haben, aber für die sich praktisch ihr Leben nicht wirklich verändert hat mit der Arbeit zumindest und die immer noch pendelt und Kontakt im Nahverkehr hat. Ich denke, dass es irgendwie ziemlich weird ist. Oder andere, die dann halt ihre Kinder in die Kita bringen und Schule. Ja, fühlt sich nicht so geordnet an wie beim ersten Mal.
Ja, ich habe auch immer das Gefühl, dass so langsam so eine totale Ermüdung eingesetzt ist. Und dass unsere emotionale Abwehr, ich nenne das mal so, geschwächt ist. Man hat einfach nicht mehr diese Energie, so viel da rein zu investieren.
Breakout Room 3: Sonja, Frederike, Alexandra
Also ich glaube, es ist echt ein riesen Thema, so ein komplexes Thema. Insofern hab ich grundsätzlich Verständnis dafür, dass es einfach nicht die richtige Entscheidung oder den richtigen Weg gibt. Aber nichtsdestotrotz erwarte ich ein Stück weit von meinen Politikern, dass sie in der Lage sind, auch in diesem aktuellen, sehr komplexen Leben gute Entscheidungen zu treffen und vor allem auch alle Gruppen zu berücksichtigen. Und da sehe ich durchaus eine Schieflage. Also ich fühle mich als Mama, also als Eltern nicht ausreichend berücksichtigt und insofern bewerte ich die Entscheidungen, die Maßnahmen als einseitig bzw. Ich ich wünschte mir tatsächlich irgendeine größere Stringenz. Also ich habe das Gefühl, dass es heute hü, morgen hott heißt, also sehr viel irgendwie ausprobiert wird. Dann wird zugesprochen, dann zurückgerudert und tatsächlich die Auswirkungen bis hin zum kleinen Mannes zur kleinen Frau nicht umfassend durchdacht werden. Also zum einen wie gesagt, das Thema Familie ist für mich halt präsent. Thema Schulschließungen, Kitaschließungen. Die, die ich empfinde es als große Last, die uns da aufgebürdet wird, das Thema zu stemmen. Ich glaube, es waren unheimlich viele Geschäfte, grade kaputtgemacht. Also die die Kultur ist für mich auch ein Geschäft. Also das Thema Kultur, Veranstaltungen, Kirmes, auch kleine Läden. Also ich hab ja doch eine riesen Befürchtung, dass unsere Kleinstädte demnächst sehr verarmt sein werden, weil viele Geschäfte gar nicht mehr existieren. Angefangen bei kleinen Restaurants über kleine Mini Geschäfte, die es eh schon schwer haben nur mit Amazon und so weiter. Auch vor Corona zu überleben, aber auch die ganzen kulturellen Veranstaltungen. Also ob das jetzt Zoo sind oder irgendwie so kleine Kleinigkeiten auch für die Kinder wieder. Genau das sind so meine Hauptpunkte und ich glaube es ist sehr einseitig und wird nicht bis zum Ende durchgedacht, wie es sich wirklich auf dem Kleinen im Einzelnen auswirkt. Und jetzt gerne ihr!
Das ist ja auch schwierig. Was macht man da als Politiker? Ja, zu Beginn der Corona Krise war ja auch die Frage, welche Strategie verfolgt man? Das fehlt mir so ein bisschen, so eine globale Strategie. Also die haben sich da jetzt so zwei, drei Berater an die Seite gestellt und den ja den folgen die jetzt auch. Oder bzw. die Maßnahmen werden daran ausgelegt. Aber die Frage ist, wäre eine andere Strategie vielleicht besser gewesen? Hätte ich andere Bereiche besser schützen können, ohne so wie du das jetzt gesagt hast, ohne die Wirtschaft zu zerstören; auch den Mittelstand? Es gibt keinen Mittelstand mehr, ja, also das wird echt schwierig in so einem Land wie Deutschland mit so einem sozialen Netz. Also ich glaube nicht, dass die das noch lange aufrecht erhalten können. Es gibt einen massiven Umschwung. Und als Mutter, ich habe drei Kinder, ich bin Teamleiterin. Hab noch viel Verantwortung. Also ich hab gedacht, ich weiß jetzt gar nicht mehr, wann ich meine Arbeit machen soll. Dann haben sie noch gleichzeitig das Au-pair gestrichen. Das durfte ja nicht einreisen. Also irgendwie war man schon mit dem Rücken an der Wand und die Männer ist ja schon eigentlich die zweite Frage. Die Männer sind halt ganz normal ins Büro. Ja, das fand ich dann schon wieder, ja, ein bisschen schwieriger. Genau. Also nochmal auf die Frage zurückzukommen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie am Anfang eine klare Strategie; haben in so einer Krisensituation tendiert man dazu viel schneller eine Entscheidung zu treffen, anstatt mal zurückzutreten und zu sagen, was gibt es schon für Optionen? Und jetzt sind sie halt das Gleis entlang gefahren. Jetzt müssen Sie das auch so weiterspinnen. Aber jetzt auch gerade die aktuelle Situation mit diesem Gesetz. Das finde ich schon sehr kritisch. Und wenn wir dann über eine Gesetzeslage sprechen, die uns eine Ausgangsbeschränkung per Gesetz vorgibt. Also da würde ich auch die Hand heben und sagen: also klar ist man da aus aktuellem Anlass in der Krise, aber wenn man das per Gesetz zementieren muss…Das halte ich für extrem kritisch.
Ja, vielleicht kann ich auch mal was dazu sagen, also ich ja, ich weiß nicht. Bei mir hat sich mittlerweile wieder so ein bisschen eine Müdigkeit eingestellt, dass ich eigentlich mich auch ehrlich gesagt, gar nicht mehr so richtig viel damit beschäftige. Mich persönlich betrifft es nicht so sehr, ich bin letztes Jahr mit dem Studium fertig geworden, das Studium lief dann halt online. Aber na gut und klar hat es mich irgendwie eingeschränkt in meiner weiteren Planung, Jobsuche und so weiter. Das ist natürlich in Zeiten von Corona nicht so einfach. Aber ansonsten würde ich sagen hab ich persönlich einfach irgendwann gesagt: Okay, ist jetzt halt so und mir gehts in der ganzen Situation ja ziemlich gut noch. Also wie gesagt, ich habe keine Kinder, ich muss mir keine Sorgen um irgendwie Kinderbetreuung oder sowas machen. Ansonsten bin ich immer sehr hin und hergerissen. Also ich habe mich auch schon oft irgendwie über die Regelungen geärgert, gar nicht jetzt weil es mich irgendwie persönlich eingeschränkt hatte, sondern weil man halt einfach sieht wie Eltern unter der Situation leiden. Der Einzelhandel und Geschäfte stark davon betroffen sind. Auf der anderen Seite, denke ich mir auch mal, es war ja am Anfang irgendwie eine neue Situation und ich wüsste jetzt auch nicht unbedingt als Politikerin, ob ich da jetzt die gute Lösung, die beste Lösung finden würde?Also ja, ich weiß nicht. Ich tue mich da immer ein bisschen schwer damit, dann so von von außen zu sagen: die Politik hat versagt und es kommt ja bei sowas immer sehr schnell zu einem Shitstorm und das ist natürlich auch irgendwie berechtigt. Aber, ich glaube man man muss halt auch irgendwie immer im Hinterkopf behalten, dass das halt auch nur Leute sind, die, ich fürchte, es auch einfach nicht besser wissen oder einfach nur Sachen ausprobieren. Und es ist ja auch in der politischen Entscheidungsfindung glaub ich auch gar nicht so leicht, da irgendwie einen sinnvollen Umgang durchzusetzen, weil man denkt ja, das ist bei uns im Land eben auch so was Klimawandel angeht. Da denkt man ja auch immer so ein bisschen wieso machen die nichts ? Wieso, wieso ist das so schwierig, wieso eiern die da so rum. Aber ja, ich glaube wenn man da drin steht, ist es gar nicht so einfach.
Ich gebe dir komplett recht, also ich glaub schon, dass es auch nicht richtig ist, dann nur das Schwarz-Weiß zu betrachten, oder nur so zu meckern. Ja, es sind alles Menschen und ich hab auch Verständnis dafür, dass es echt eine komplexe Situation ist. Wie gesagt, mir fehlt aber trotzdem einfach so diese Stringenz, dass man sagt, man hat einen Plan, man hat den Weg, man setzt Prioritäten. Das fehlt mir einfach. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Prioritäten erkennen kann und dann vor allem auch zu sagen, wenn man Prioritäten hat oder dass man das dann auch wirklich konsequent bis zum Schluss durchdenkt und umsetzt, dann geht’s mir halt irgendwie wie das Fähnchen im Winde. Heute so, Morgen so. Und auch wirklich dieses konsequente Umsetzen, wo man sagt und es gibt so viele kreative Köpfe in ganz Deutschland und auf der Welt. Es ist ja nun nicht so, d dass es nicht Ideen gibt. Zum Beispiel auch das Thema Digitalisierung an Schulen oder woanders. Ich glaub, mein Gott, Deutschland ist doch eigentlich ein Land der Denker und Dichter. Und wir sehen uns doch als fortschrittlich, als modern, als innovativ. Und da frage ich mich, wie das sein kann, dass wir in diesem ganzen Thema so wenig digital sind. Ich habe letztens erst wieder gehört, irgendwie, wenn man sich jetzt impfen lässt… man hat da sein altes gelbes Impfbuch, wo man Stempel rein bekommt und das wird alless gar nicht digital erfasst. Also zum Beisiel auch Thema App, jetzt hört man schon ewig nichts mehr von dieser App, die wir ja alle nutzen sollten eigentlich. Das passt für mich alles nicht zusammen ud mir fehlt dieses ganze digitale Konzept oder diese digitale Unterstützung; dass da auch nicht mal Geld in die Hand genommen wird, auch wieder Richtung Schulen. Mein Gott, es ist doch so schade. Ich mein klar, es ist alles schwierig und dieses Thema Homeschooling. Aber es wird dann auch wirklich erwartet, dass die Familien zuhause ihre Kinder betreuen. Aber es ist halt technisch teilweise überhaupt nicht möglich. Im Prinzip musst du selbst als Eltern für jedes Kind ein Laptop oder ein iPad beschaffen. Oder der Lehrer, um Gotteswillen, der Lehrer steht da und sagt Ich hab sowas nicht. Jetzt muss ich mal mein altes privates Schätzchen rausholen, um das überhaupt zu gewährleisten. Wo ich mich frage: wo stehen wir denn hier 2021 in Deutschland? Wie schlecht sind wir ausgestattet? Also einfach die Schulen auch. Da reden wir ja schon Jahrzehnte drüber, wie schlecht die Schulen ausgestattet sind. Jetzt wird es halt besonders präsent, dass es so schlecht ist. Und da frage ich mich das, das kann doch nicht sein. Und es hängt auch da wieder so stark vom Einzelnen ab. Also wenn man einen guten Lehrer, eine gute Lehrerin hat, die auch technisch affin ist, die einen Laptop hat, die auch per Videokonferenz die Schüler über den Vormittag begleitet, dann mag das alles gut klappen. Aber es gibt so viele Menschen und so viele Eltern und Kinder und auch Lehrer, die gar nicht diese technische Affinität haben. Die technische Ausstattung der Kitas dümpelt alles vor sich hin und wir in einem Land, wo wir meinen Bildung ist wichtig, unsere Kinder sind wichtig, wir wollen innovativ sein und das Thema ja Bildung einfach vorantreiben und das fehlt mir total. Also ich weiß nicht, ob wir dieses Jahr oder wie lange es noch dauern wird, ob wir das aufholen. Ich glaube wir erziehen gerade eine Generation von Kindern, gerade in der Grundschule, diees jetzt nicht mehr schaffen, jetzt das Lernen zu lernen. Sie müssen in der Grundschule herangeführt werden. Ich weiß von Kindern, die haben noch nicht ein einziges Mal ihre Klassenkameraden kennengelernt. Also außer in einer Videokonferenz. Also dieses Thema, eine Schulklasse, wie bildet sich sowas? Wie bilden sich Freundschaften? Wie lerne ich was? Hausaufgaben, eine Struktur zu haben? Das fehlt total und das fehlt den Kindern seit einem Jahr. Und es wird eben sehr viel auf die Eltern geschoben. Natürlich, ich will als Eltern auch was leisten und ich geb mir Mühe, Aber ich muss auch nebenbei arbeiten und ich bin nun mal auch kein Lehrer. Und das finde ich schon echt schade. Also Gewalt an Kindern hat ja auch zugenommen. Also es gibt ja einfach auch unterschiedliche Typen von Eltern und wir haben ja von Intellektuellen bis zum Arbeiter alles, ist ja auch richtig, aber viele schaffen es nicht und können auch gar nicht dieses Homeschooling beispielsweise wirklich in einer einigermaßen (guten) Qualität abzubilden. Oder man zerreißt sich, weil man selber noch arbeiten muss . Und das finde ich so schade, dass das alles nicht wirklich mal konsequent und durchdacht und auch wirklich umgesetzt wird und da mal Geld in die Hand genommen wird. Und also da bin ich auch wirklich enttäuscht, weil ich einfach denke, wir sehen uns doch eigentlich als Land, als Land der Bildung. Und das sehe ich überhaupt nicht. Gerade, dass sich da irgendein Politiker um die Bildung kümmert…was passiert denn mit den ganzen Kindern, denen da gerade ganz viel fehlt? Also finde ich schon schade. Bin schon enttäuscht, auch wenn ich verstehe, dass es komplex ist.
Ich kann dir auch nur zustimmen. Es ist wirklich eine katastrophale Situation. Wir haben schon überlegt, ob wir unsere Kinder, wir wohnen an der Schweizer Grenze, ob wir die nicht in die Schweiz in die Schule geben.
Ist es da anders?
Ja, ja, du kannst da halt auf so Privatschulen. Da hast du dann eine Klassenstärke von 9 oder 10 und da kann man eine individuelle Betreuung sicherstellen. Aber das Schlimme war, jetzt nochmal ganz kurz zur Frage 1, ich habe wirklich mein Vertrauen in die Regierung verloren bei dieser Ostertags Frage. Das fand ich als Führungskraft… wenn ie (Merkel) die Frage stellt Ist das rechtlich möglich? Und hr Team, ihr Stab sagt Ja, ja. Also entweder ist es eine Ausrede, aber das zeigt mir Führungsschwäche. Ja, also wenn ich sowas im Unternehmen machen würde, das würde ich aber ganz schön stark merken, dann würde nicht hinterher jemand sagen Oh toll, dass sie (Merkel) das eingestanden hat. Also da hab ich dann ganz andere Gespräche zu erwarten. Da hab ich dann gedacht, nein… also ich kann es verstehen. Da waren sie in einer Nachtsitzung und alle gestresst und so weiter. Aber dann kann man nicht sagen, wir beschließen das, wenn man es gar nicht sicher weiß. Es ist ein Symbol für mich dafür, dass der ganze Weg von Anfang bis aktueller Stand nicht durchdacht ist; das es einfach nur Einzelmaßnahmen sind, die aneinandergereiht werden und getrieben von irgendwelchen Kennzahlen. Natürlich geht die Quote hoch, wenn ich jetzt die Prüfquote auch erhöhe, ist doch rein statistisch so. Ja…also schwierige Situation. Auch bei uns im Unternehmen. Es ist nicht einfach, aber wenn man jetzt an Angela Merkel’s Stelle wäre, würde es wahrscheinlich auch nicht besser machen in der Situation. Da müsste man sie mal rauslösen und das betrachten und dann sagen da passt es nicht oder da passt es nicht. Aber ansonsten hat sie Führungsstärke auch nach außen bewiesen in den vergangenen Jahren, das muss man ihr zugute halten.
Thema Frauen und Männer, wie nehmt ihr das wahr?
Also kann ich auch nur für mich sprechen. Bei mir war das eine Katastrophe. Also ich habe ein Team von sechs Mitarbeitern, die muss ich steuern. Bin in so einem Stabsbereich, da kann ich auch nicht sagen wenn der Chef anruft ach nö, jetzt geht’s gerade nicht. Die Kinder, die haben noch Förderbedarf. Mein Sohn ist Autist. Also ich war wirklich total an der Grenze und mein Mann sagt dann okay, ich arbeite dann von zuhause, aber der betreut ja dann auch nicht die Kinder wenn er von zuhause aus arbeitet. Vielleicht setzt man sich als Frau zu stark unter Druck. Na, ich muss alles unter einen Hut bekommen, muss alles gut managen. Aber als sie dann gesagt haben Ja, die Au-pairs dürfen auch nicht mehr einreisen. Das war wirklich schwierig. Oma und Opa dürfen auch nicht mehr kommen, weil die können sie ja anstecken. Also lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten. Jetzt haben wir wenigstens unser Au-pair aus Mexiko. Jetzt geht es mir wieder besser. Genau. Also wir sind… ich fühle mich gefühlt in die vierziger Jahre wieder versetzt. Oder 50er. Kochen, einkaufen, Kinder und Job ist ein Hobby.
Ich glaube, dass das Schwierige da dran ist… also ich denke schon, dass es die Eltern oder halt alle beeinflusst hat natürlich. Mein Mann ist halt Vollzeit und ich bin Teilzeit. Insofern ist da auch einfach von vornherein schon eine andere Ausgangssituation. Wir haben alles getan und tun alles, um uns das alles irgendwie aufeinander abzustimmen und zu machen. Aber schon alleine dieser Grundrahmen ist halt einfach eine andere Absprungbasis. Ja also ich erlebe es halt auch bei bei Nachbarn ehrlich gesagt, dass ich halt häufiger sehe, dass irgendwie der Mann sagt so, ich fahr jetzt mit dem Auto morgens um sieben ins Büro und dann komme ich halt irgendwie um 15:30 wieder und die Pause ist dann zuhause im Home office und betreut die Kinder nebenher. Dieses Modell habe ich oft erlebt, wo ich so denke: ja, typisch. Also genau das, was man ja so auch annimmt, oder jetzt so viel hört, dass man wirklich in die alte Zeit zurückversetzt ist. Ja, oder auch tatsächlich so die Diskussion wie multitaskingfähig ist man; das ja auch eine andere Erwartung. Wobei niemand ist multitaskingfähig. Mal ganz ehrlich das geht vom Gehirn nicht. Aber, das da auch glaub ich vielleicht Frauen eher sagen, naja klar ich krieg das schon irgendwie nebenbei hin. Und vielleicht der Mann eher sagt, nee, also kann ich nicht, ich muss mich korrigieren, das geht nicht. Und ansonsten, also bei mir persönlich seh ich schon, dass wir uns da wirklich sehr sehr gut aufteilen, so grundsätzlich. Also das wir da sagen, der Mann hat genauso die Verantwortung in der Familie und geht einkaufen. Mein Mann, der kocht, der hat die Leidenschaft fürs Kochen übernommen. Wir sind beide im Homeoffice und müssen uns irgendwie versorgen mittags und obwohl die Kinder im ersten Lockdown bei uns zu Hause waren…und das ist ein riesen Batzen. Insofern, ich glaube das ist wirklich abhängig von der Familie. Aber da sind wir schon als Eltern gemeinsam und sorgen uns um Lösungen. Aber was ich sonst von Familien und Freunden drumherum mitbekomme… leider sind doch schon viele in der alten Verhaltensweise wieder verankert, dass der Mann arbeiten geht und die Frau sogar sagt Ich, ich geb mal grad temporär komplett meinen Job auf; oder ich mache es halt irgendwie alles nebenbei. Irgendwie arbeiten und nebenbei auf die Kinder gucken, was ja jeder weiß geht ja gar nicht, aber ist irgendwie so. Also es glaube ich in allen Familien sehr sehr unterschiedlich. Aber ich erlebe es an vielen Stellen, gerade im Freundes- und Bekanntenkreis, dass da wirklich die Männer auch häufig sagen Ich fahr mal ins Büro, mach ma, mach mal Schätzchen und so. Aber durchgängig würde ich das nicht behaupten. Also ich sehe es am eigenen Mann, mit meiner eigenen Partnerschaft erlebe ich da wirklich, dass wir uns gut zusammengerauft haben. Was ich auch als Modell gehört habe, was ich ganz gruselig finde, es gibt auch viele, die gesagt haben, wir haben wirklich die Arbeitszeit gesplittet, also dass irgendwie irgendeiner ganz, ganz früh anfängt und dann ab Mittag übernimmt und der andere dann im Nachmittag arbeitet. Was echt für die Paarbeziehung sehr schwierig ist, finde ich, weil die sehen sich dann gar nicht mehr gut. Der eine sagt ich bin müde, ich geh ins Bett, der nächste sagt Ich stehe schon wieder auf, um dann alles weitere zu machen. Also gibt’s schon echt kuriose Modelle. Aber klar hat jeder versucht, eine Lösung zu finden. Aber es ist halt für die für die Paarbeziehung auch echt ganz schräg. Man kann sich einfach nur noch Zettelchen schreiben oder oder ne WhatsApp um sich zu Themen auszutauschen, weil man sich gar nicht mehr trifft.
Hat das nicht der Herr Spahn gesagt, als er gesagt hat Homeoffice und Homeschooling- das ist ja Kokolores? Ich glaube, das war echt nochmal eine ehrliche Aussage. Ich glaube, dass hat er am Anfang der Pandemie mal in einem Interview gesagt.